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Die Chiemgau-Runde im Juli 2019

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Dieser Reisebericht ist aus der Perspektive eines Alpen-Neulings geschrieben. Zum Wandern in den Alpen war ich bisher noch nie. ich habe mir eine Route ausgesucht, die mich hoffentlich nicht überfordern würde.

Ausgangspunkt meiner Tour ist Aschau. Von dort aus will ich zum Hochrieshaus gehen.

Am Beginn des Weges lese ich ein Warnschild. „Bei Starkregen ist hier kein Aufstieg möglich“. Kein Problem, denke ich. Es gibt ja nur gelegentliche Schauer. Nach einigen hundert Metern treffe ich aber auf dies. Es hat in den letzten 24 Stunden stark geregnet. Dadurch ist dieser Abfluss so stark angeschwollen, dass die Furt nicht mehr passierbar ist.
Ich orientiere mich mit einer Offline-Karte (MapsMe). Anhand der Karte scheint es einen alternativen Aufstieg zu geben, wenn ich wieder zurück nach Aschau gehe und diesen Abfluß an einer sicheren Stelle überquere. Aber nicht alles, was auf dieser Karte wie ein Weg aussieht, ist auch gangbar. Nachdem ich viel Zeit und Kraft investiert habe, entscheide ich mich, diesen Aufstieg abzubrechen.

Aufzugeben scheint mir aber keine gute Option zu sein. Weil ich mir dann eine Pension nehmen müsste. Ich sehe, dass von Grainbach eine Seilbahn zum Hochries fährt. Ich steige also in mein Auto und fahre dort hin. Aber mein Plan ist es eigentlich nicht mit Seilbahnen auf die Berge zu fahren. Dieser Aushang zeigt mir, dass ich von der Talstation das Hochries-Haus auch zu Fuß erreichen kann. Da es kurz vor Mittag ist, erscheint es mir machbar zu sein. Also mache ich auf den Weg.

Eine für ganz neue Erfahrung ist es es für mich, wie mobil Kühe in den Bergen sind. Auf einmal steht diese Kuh vor mir auf dem Weg. Sie steht da und schaut mich an. Was tun? Mich am Abhang an ihr vorbei zu schleichen scheidet aus. Da geht es steil bergab. Auf der Hang-Seite ist es auch recht eng. Würde ich sie dabei bedrängen, oder erschrecken, könnte das für uns beide schlecht sein. Also versuche ich mich in Kuh-socialising und versuche sie zu überreden, mich hier vorbei zu lassen. Irgendwann ist sie gnädig, schiebt ihren Körper den Hang hinauf und lässt mich vorbei.

Dies ist mein erster Aufstieg auf einen so hohen Berg (1600m) und ich stelle fest, dass ich wesentlich länger brauche, als die auf den Schildern angegebenen Zeiten.

Am Ende der letzten Alm bietet sich dieser Ausblick und ich bin überwältigt, aber langsam auch am Ende meiner Kräfte. Jetzt rächt es sich, dass ich einerseits so angereist bin, dass ich direkt aus dem Auto gestartet bin. Mir wird klar, dass es ein Fehler war, dass ich kein ordentliches Frühstück hatte. Dazu kam dann noch der abgebrochnene Aufstieg in Aschau. Ich spüre, dass meinem Körper die Energie ausgeht. Dass ich jetzt noch Apfel und Riegel zu mir nehme, scheint das Ruder auch nicht mehr rum reißen zu können.

Einige hundert Meter vor der Hütte fällt mir jeder weitere Schritt aufwärts immer schwerer. Ich überlege schon, mich in meine Rettungsdecke einzuwickeln und irgendwo am Weg einfach liegen zu bleiben. Aber am Ende erreiche ich das Hochrieshaus gegen 19:30. Die Küche ist schon geschlossen, aber ich bekomme noch eine Suppe und ein eigenes Zimmer. Ich bin glücklich, es geschafft zu haben.

Tag 2. Hochrieshaus – Spitzsteinhaus.

Der Tag beginnt entspannt mit einem Abstieg in schöner Landschaft. Nach kurzer Zeit treffe ich auf ein skandinavisches Pärchen. Sie hat nicht aufgepasst, ist schwer umgeknickt und gestürzt. Ihr Fußgelenk schmerzt. Ich glaube nicht, dass sie das bis zum Spitzsteinhaus schaffen wird. Die beiden wirken so auf mich, als wenn sie nicht so genau wissen, was sie sich da vorgenommen haben. Sie tragen beide leichte Halbschuhe und verdächtig kleine und einfache Rucksäcke. Da wird mir klar, wie wichtig eine gute Ausrüstung und eine erprobte Trittsicherhait ist. Sie kehren um und werden es wohl zurück zur Hütte schaffen.

Ich habe den gegenüberliegenden Kamm erreicht und blicke zurück auf das Hochrieshaus. Nachdem ich am morgen gut gefrühstückt habe, fühlt es sich heute so an, als wenn ich der Belastung heute besser standhalten kann.

Es ist ein tolles Gefühl, wie die Wolken in nächster Nähe an mir vorbei ziehen.

Der Grat wird hier sehr schmal und nach links geht es steil bergab. Hier wäre es fatal zu straucheln. Dieses Foto habe ich erst gemacht, als es wieder etwas entspannter wurde.

Eine verfallende Hütte (Klausenhütte). Es wäre sicher spannend gewesen, da mal reinzuschauen. Meiner Leidenschaft für lost places zu folgen. Aber dazu fehlt mir die Zeit.

Die Ausblicke sind immer wieder überwältigend.

Tag 3. Spitzsteinhaus – Priener Hütte.
Der Abstieg über die Mesner Alm nach Sachrang ist blockiert. Ich muss über Mitterleiten ausweichen. Ich bin froh meine Smartphone-Karte zu haben. Die macht die Orientierung recht leicht. Zwar habe ich mir eine Kompass-Karte (1:50000) gekauft. Aber benutzt habe ich sie nicht.

Der Abstieg führt durch viel Wald, was bei der hohen Temperatur und dem wolkenlosen Sonnenschein sehr angenehm ist.

Als ich vom Parkplatz an der Bundestraße bei Sachrang abbiege, sieht es noch ganz idylisch aus. Aber der größte Teil des Weges ist eine unschöne Schotterpiste.

Es gibt nur einen kleinen Teil des Weges, der über Waldwege und Wiesen führt. Der Abzweig ist so unscheinbar, dass ich zuerst dran vorbei gelaufen bin.

Der Ausblick von der Priener Hütte.
Auf der ganzen Wanderung habe ich kein Lager erlebt. Aber hier kam es dem schon recht nah. Zuerst war ich alleine in einem Raum mit fünf Stockbetten. Dann kamen nach und nach noch einige Wanderer an. Der Wirt hat dann ohne Rücksicht auf Geschlecht und sonstige Befindlichkeiten die Leute auf die Zimmer verteilt. Sehr zum Mißfallen von zwei Schwestern, die auf einmal bei mir einqaurtiert waren (sie haben dann noch ein Mädchen-Zimmer gefunden).

Tag 4. Priener Hütte – Sonnenalm.

Der Blick zurück. Die Priener Hütte ist hier gerade noch links zu sehen.

Der Ausblick kurz bevor es weiter nach oben zum Geigelstein geht. Den habe ich aber ausgelassen, weil der Auf- und Abstieg wohl fast eine Stunde gekostet hätte. Andere Wanderer haben mir aber was vorgeschwärmt, wie toll der Ausblick von da oben war. Nächstes Mal…

Danach kommt die Rossalm. Dort lebt ein Bauernpaar, bei denen man ein Kaltgetränk bekommen kann. Ein schöner Ort, um eine kleine Rast einzulegen.

Hier stehe ich auf dem Weiterlahner Kopf. Links im Hintergrund sieht man schon die Kampenwand. Als nächstes kommt hier der seilversicherte Abstieg, der fast senkrecht abwärts geht. Ich hatte vorher davon gelesen und habe mich nicht darauf gefreut :-. Auf der Priener Hütte hatte mir ein Zimmernachbar von seinem Horror beim Aufstieg durch diese Passage erzählt. Also habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und bin sehr langsam, jeden Schritt und Handgriff sorgfältig abwägend, da runter gestiegen. Als ich unten angekommen war, folgte mir ein Wanderer, dem ich vorher schon an der Rossalm begegnet war. Zu meiner Überraschung stieg er da runter, als wäre das nichts. Ich habe bestimmt vier mal länger gebraucht. Er sagte mir dann aber, dass er da schon mehrmals abgestiegen ist.
Es ist machbar. Aber ich habe vor sowas den größten Respekt.

So nah und doch so fern.
Der Abstieg vom Weiterlahnerkopf war anstrengend und der darauf folgend Aufstieg ebenso. Da denke ich, nachdem die Distanz in Luftlinie unter 200m war, bin ich schon fast angekommen. Die Sonnenalm und Kampenwand in Sichtweite, zeigt sich, dass ich erst nochmal absteigen muss, um dann wieder rauf zu müssen.

Auf der Sonnenalm schlägt mir erst mal ein ganz schöner Touristen-Trouble entgegen. Aber nachdem die letzte Bahn gefahren ist, gibt es ein leckeres Essen und dann kann ich den letzten Sonnntergang in den Bergen genießen.

Tag 5. Sonnenalm – Aschau.

Etwas wehmütig trete ich den letzten Abstieg dieser Wanderung an. Es war anstrengend, aber auch sehr befriedigend es geschafft zu haben. Ich bin sehr froh, dass ich das alles heile überstanden habe. Die Berge sind ein Ort, in dem sich großartige Erfahrungen, machen lassen. Zu lange ist das an mir vorbei gegangen. Ich möchte gerne wieder kommen. Aber erst mal erhole ich mich und zehre von meinen Eindrücken.

Getrieben vom Wunsch gut vorbereitet zu sein habe ich einige Dinge mitgenommen, die verzichtbar waren.
Ich hatte eine Powerbank für mein Smartphone dabei und einen Reserve-Akku für meine Kamera. Beides habe ich nicht gebraucht. In allen besuchten Hütten war es möglich meine Akkus aufzuladen.
Inspiriert durch eine Checkliste für nötige Dinge habe ich eine Mütze und Handschuhe dabei gehabt. Aber Mitte Juli in der Gegend, auf der Höhe hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl sowas zu brauchen. In hochalpinen Gebieten zu anderen Zeitpunkten mag das anders aussehen.

Die Bilder nochmal als Galerie

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